Da musste so mancher Gast schmunzeln. Um auf die Feierlichkeiten einzustimmen, stellte Moderatorin Monika Auer, Geschäftsführerin von ÖGUT, dem Publikum ein paar Quizfragen: "Wer kennt ÖKOBÜRO seit der ersten Stunde? Wer war schonmal im Vorstand? Und wer weiß, welche ÖKO-Klischees die Gründer:innen in den 90ern noch voll und ganz erfüllten?". Schnell war das Eis gebrochen und der Raum schwelgte in Heiterkeit und warmen Erinnerungen.
Eine Erfolgsgeschichte
Der erste Redner des Abends meldete sich per Videobotschaft: Bundespräsident Alexander Van der Bellen beleuchtete nochmals die Erfolge der letzten drei Jahrzehnte: „ÖKOBÜRO hat aktiv dazu beigetragen, dass Österreich gentechnikfrei ist, dass Atomkraftwerke in unseren Nachbarstaaten besser überprüft werden und dass Umweltorganisationen heute deutlich mehr Rechte haben als noch vor 30 Jahren“. Ganz besonders hob er in seiner Rede die Tatsache hervor, dass sich verschiedene Umweltschutzorganisationen durch die Gründung einer gemeinsamen Organisation zusammengeschlossen und ihre Kompetenzen gebündelt hatten. In ÖKOBÜRO sehe er ein leuchtendes Beispiel dafür „[…] dass Zusammenarbeiten einfach eine gute Sache ist“.
Bundesministerin Leonore Gewessler würdigte in ihrer Eröffnungsrede die wichtige Arbeit im Rechtsbereich: „ÖKOBÜRO ist die Wächterin des Umweltrechts und erinnert uns [Anm. die Politik] regelmäßig an die Verpflichtungen, die wir haben“. Außerdem verdeutlichte die Ministerin, dass ÖKOBÜRO ökologische und soziale Nachhaltigkeit verbinde. Durch die Zusammenarbeit mit der Armutskonferenz und den jüngst vorgestellten Suffizienz-Forderungen zeige die Organisation beispielsweise, dass Klimaschutz und Armutsbekämpfung kein Widerspruch seien und sich gemeinsam angehen ließen.
Hanna Simons, stv. Geschäftsführerin des WWF und Vorstandsvorsitzende von ÖKOBÜRO, richtete in ihrer Rede den Blick auf die Zukunft. Die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte müssten konstant gegen Versuche, die Umweltrechte und die Rechte der kritischen Zivilgesellschaft auszuhebeln, verteidigt werden. Dafür brauche es die starke Allianz der Umweltbewegung.
Von der Koordinationsstelle zum schlagkräftigen politischen Akteur
Im Anschluss befragte Moderatorin Monika Auer im Interviewformat drei bedeutende Wegbegleiter:innen zur Geschichte und Zukunft von ÖKOBÜRO.
Martina Närr berichtete als Gründungsmitglied noch mal von der Entstehungsgeschichte. Ihre Devise damals: „Nur wenn sich die Leute mögen, arbeiten sie auch gut zusammen“. Deshalb habe man sich in der Anfangszeit auch zu gemeinsamen Ausflügen, Fußballcups und Chorproben getroffen, um die Umweltszene sowohl fachlich als auch freundschaftlich zu vernetzen.
Markus Piringer, Geschäftsführer von ÖKOBÜRO zwischen 2007 und 2012, beschrieb den Weiterentwicklungsprozess, den die Organisation in seiner Zeit durchmachte. „Die Rolle als reine Koordinationsstelle reichte nicht mehr aus. Deshalb fragten wir unsere Mitglieder, was sie eigentlich wollen.“ Daraus habe sich der starke Fokus auf das Umweltrecht entwickelt.
Dieser Strategiewechsel habe sich laut Ulla Rasmussen, Geschäftsführerin des VCÖ und aktuelles Vorstandsmitglied von ÖKOBÜRO, ausgezahlt. In der steigenden Frequenz von Rechtserfolgen für die Umweltbewegung in den letzten Jahren sah sie einen Beleg dafür. Von Espoo über State Aid und dem österreichischen Aarhusbeteiligungsgesetz: ÖKOBÜRO sei zu einem relevanten und schlagkräftigen politischen Akteur geworden. Angesprochen auf das Wahljahr betonte Rasmussen, dass die Rolle von ÖB in Zukunft noch bedeutender werde als bisher. „Gerade in politisch schwierigen Zeiten braucht es jemanden, der die Rechte der Umweltbewegung und der Zivilgesellschaft kennt und schützt“.
Keynote zu Gegenwart und Zukunft von Umweltbewegungen
Einen fachlichen Höhepunkt der Veranstaltung stellte die Keynote von Verena Winiwarter über Gegenwart und Zukunft von Umweltbewegungen dar. Die Umwelthistorikerin und ehemalige Universitätsprofessorin beleuchtete die Rolle von Umweltbewegungen vor dem Hintergrund der Luhmannschen Systemtheorie. Dabei verknüpfte sie die gesteigerte Kommunikationsrate der heutigen Zeit mit den Grenzen der funktionalen Differenzierung moderner Gesellschaften. Angelehnt an den Schweizer Soziologen Tratschin beschrieb sie Umweltbewegungen hierbei als Immunsystem der Gesellschaft.
Vernetzung nach wie vor fester Teil der DNA
Den Abschluss der 30 Jahresfeier machte schließlich noch Lisa Weinberger als stellvertretende Geschäftsführerin. In einer bewegenden Rede verwies sie auf ein Trikot der ersten ÖKOBÜRO-Fußballmannschaft. Trotz der Weiterentwicklung der letzten Jahre seien Koordination und Vernetzung nach wie vor fester Teil der DNA von ÖKOBÜRO. Weinberger bedankte sich ausdrücklich bei ihrem Team, der Moderatorin und allen, die zu dem Fest beigetragen hatten und laß eine Botschaft von Geschäftsführer Thomas Alge vor, der an dem Abend leider krankheitsbedingt nicht teilnehmen hatte können. Zum Schluss ihrer Rede lud Weinberger das Publikum dazu ein, gemeinsam auf die 30 Jahre anzustoßen. So konnten die Gäste den Abend gebührend bei Sekt und Buffet ausklingen lassen und die ein oder andere Anekdote aus 30 Jahren ÖKOBÜRO zum Besten geben.