9. April 2025 | News, Nachlese

Nachlese zur Veranstaltung: Energiewende & RED III – Lösungen für mehr Akzeptanz und Naturschutz

Die Fachveranstaltung im großen Festsaal des BMIMI war ein voller Erfolg. Neben aufschlussreichen Vorträgen diskutierten die rund 80 Gäste die Frage, wie Österreich die EU Erneuerbaren Richtlinie tatsächlich und naturverträglich umsetzen kann. Aus den Ergebnissen der Gruppendiskussion wird ÖKOBÜRO einen praxisnahen Leitfaden erstellen.

Am 1. April lud ÖKOBÜRO zur Fachveranstaltung "Energiewende & RED III – Lösungen für mehr Akzeptanz und Naturschutz" ein. Im großen Festsaal des Bundesministeriums für Innovation, Mobilität und Infrastruktur diskutierten rund 80 Teilnehmende, wie Österreich die EU-Erneuerbaren-Ausbau-Richtlinie (RED III) erfolgreich umsetzen und dabei eine naturverträgliche Energiewende sicherstellen kann. Moderiert wurde die Veranstaltung von Juliane Nagiller.

Umsetzung der EU-Erneuerbaren-Ausbau-Richtlinie (RED III)

Österreich hat sich im Nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) das Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 57 % erneuerbare Energien am Bruttoendenergieverbrauch zu erreichen.
Maximilian Riedel, Referent im Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus, erörterte im ersten Impulsvortrag die wesentlichen Neuerungen der Novelle der EU-Erneuerbaren-Ausbau-Richtlinie (RED III). Die Richtlinie sieht eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und die Ausweisung von Beschleunigungsgebieten vor, innerhalb derer Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) oder Naturschutzverträglichkeitsprüfungen (NVP) grundsätzlich entfallen – es sei denn, ein Screening des konkreten Projekts kommt zu einem abweichenden Ergebnis. Für Photovoltaik- und Windkraftprojekte sind hierbei lt. RED III Ausnahmen möglich.
Riedel betonte, dass die Planungsverfahren für Behörden handhabbar sein müssen und der Mehraufwand auf Planungsebene mit einer „Abschichtung“ auf Projektebene einhergehen müsse.

Best-Practice: Umweltverträglicher Windkraft-Ausbau im Burgenland

Das Burgenland zeigt mit der strategischen Planung am runden Tisch seit dem Jahr 2002 den Mehrwert einer guten Planung.  
Peter Zinggl, Hauptreferatsleiter der Landesplanung Burgenland, beschrieb die Zonierung von Windkraftgebieten als einen umfassenden und partizipativen Prozess. Von Beginn an wurden alle relevanten Akteur:innen – darunter Umweltanwaltschaften, NGOs, Betreiber, Gemeinden und Fachbehörden – aktiv eingebunden. Durch diese frühzeitige und breite Beteiligung gelang es dem Burgenland, bis 2024 insgesamt 465 Windkraftanlagen in Betrieb zu nehmen und damit das Doppelte des eigenen Stromverbrauchs zu produzieren.
Erfolgsentscheidend war die Kombination aus strategischer Zonierung und individuellen Lösungen für absehbare Konflikte – etwa durch Höhenzonierungen bei Windkraftanlagen, flächengenaue Eignungszonen und klare Umsetzungskriterien für Genehmigungen.

Der „burgenländische Weg“

Michael Dvorak, wissenschaftlicher Leiter von BirdLife, erläuterte den sogenannten "burgenländischen Weg" als Modell einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Windkraftfirmen, Naturschutzorganisationen und der Politik. Zu den zentralen Erfolgsfaktoren zählen:

  • Eine fundierte Datengrundlage zur Vogelwelt
  • Langjährige enge Kooperation mit Landesbehörden (Raumplanung, Naturschutz, Umweltanwalt, etc.)
  • Windkraftfirmen und Natur/Vogelschutz pflegen einen kontinuierlichen fachlich/informellen Austausch
  • Einbeziehung der Lokalpolitik/Gemeinden
  • Landespolitik gibt grob die Richtung vor, greift aber nicht in den Prozess ein
  • Frühe Abstimmung zwischen Projektbetreibern und Naturschutz
  • Vorhaben werden vor dem Beginn konkreter Planungen besprochen

Durch diese enge Zusammenarbeit können Windpark-Projekte zügig und ohne naturschutzrechtliche Einsprüche umgesetzt werden. Denn Unternehmen tragen die umfangreichen Monitoring-Maßnahmen mit. Die Einhaltung von Tabuzonen durch Landesplanung und Politik ist Voraussetzung für das Gelingen des „burgenländischen Wegs“.

Empfehlungen zur Ausweisung von Beschleunigungsgebieten für Windkraftanlagen

Umweltjuristin bei ÖKOBÜRO Viktoria Ritter betonte als letzte Vortragende, dass ein rascher und nachhaltiger Ausbau erneuerbarer Energien nur gelingen kann, wenn die Bevölkerung eingebunden wird – und dieser naturverträglich erfolgt. Ein gesundes Ökosystem sei der beste Verbündete im Kampf gegen die Klimakrise.
Vor diesem Hintergrund analysierte ÖKOBÜRO im Rahmen des vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK) geförderten Projekts „Ausbau Erneuerbarer Energien-Mit guter Planung zum Erfolg“ die rechtlichen Rahmenbedingungen der RED III und das bestehende Planungsrecht in Österreich. ÖKOBÜRO führte zudem Expert:inneninterviews mit Behörden, Sachverständigen, Betreibern und Umweltorganisationen.
Die daraus abgeleiteten Empfehlungen zur Ausweisung von Beschleunigungsgebieten für Windkraftanlagen wurden im Rahmen der Veranstaltung mit den 80 Teilnehmenden diskutiert.
In den kommenden Wochen wird ÖKOBÜRO die Rückmeldungen aus den Diskussionsgruppen in die Empfehlungen einarbeiten und diese im Anschluss veröffentlichen – mit dem Ziel, eine naturverträgliche Umsetzung der EU-Erneuerbaren-Ausbau-Richtlinie in Österreich zu unterstützen.

Hier geht es zu den Bildern