In dem gemeinsamen Projekt von ÖKOBÜRO und Die Armutskonferenz „Von allem genug, von nichts zu viel“ beschäftigen wir uns genau mit diesen Themen: einem guten Leben für alle und Lösungen für einen sozial und ökologisch gerechten Ressourcenverbrauch. Dabei besteht jedoch das Problem, dass sich Menschen mit geringerem Einkommen nachhaltige Ressourcen für ein gutes Leben gar nicht erst leisten können und ihnen so häufig schon der Zugang fehlt. Gleichzeitig sind sie am stärksten von Umwelt- und Klimaauswirkungen betroffen. Auswirkungen, zu denen sie wiederrum selbst kaum beitragen. Die Ungleichheiten verschärfen sich global und auch in Österreich zunehmend. Bei der Beyond Growth Konferenz haben wir uns deshalb mit den Fragen beschäftigt: Wie viel Reichtum verträgt unser Planet? Und wie könnte eine Begrenzung von Reichtum vielleicht mehr sozial-ökologische Gerechtigkeit schaffen?
Dafür haben wir uns die Verflechtung zweier Krisen genauer angeschaut: die Auswirkungen unserer ungleichen Ressourcenverteilung sowie -nutzung und die sozioökonomische Ungleichheit. Einleitend sprach Martin Schürz, Ökonom, Psychotherapeut und Buchautor, in einem Impulsvortrag über die soziale Sicht auf eine Obergrenze von Reichtum, ab wann Reichtum eigentlich zu einem Überreichtum wird und wie eine Begrenzung übermäßigen Reichtums aussehen könnte. Im Anschluss brachte Katharina Bohnenberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozioökonomie der Universität Duisburg-Essen und Mitgründerin des Sustainable Welfare & Eco-Social Policy Network, vier Argumente auf, warum übermäßiger Reichtum ökologisch kritisch ist.
In einer anschließenden Fishbowl-Diskussion mit einer erweiterten Expert:innenrunde und den Teilnehmenden, haben wir uns weiter ausgetauscht, wen und was es braucht, um zu hohe Vermögenskonzentration und damit verbundene Strukturen zu vermeiden und ebenfalls diskutiert, wie Demokratie, Teilhabe und gerechte Verteilung gewährleistet werden können. Neben Martin Schürz und Katharina Bohnenberger haben als Expertinnen außerdem Meike Bukowski, Senior Scientist an der Paris Lodron Universität Salzburg (Bereich Sozialgeographie) mit Forschungsfokus Armut und Forschungsprojekten zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele, und Hedy Spanner, die bei der Plattform Sichtbar Werden aktiv ist und ihre Stimme regelmäßig für die Rechte und die Einbindung Armutsbetroffener und -gefährdeter erhebt, teilgenommen.
Die Diskussion zeigte, dass die Festlegung einer Obergrenze von Reichtum keine einfache Sache ist, denn schon in der persönlichen Wahrnehmung, ab wann Reichtum zu viel wird, zeigen sich teilweise große Unterschiede. Klar bleibt allerdings: es braucht eine Einschränkung übermäßigen Reichtums und eine soziale wie ökologische Umverteilung. Es zeigte sich zudem, dass die gesellschaftliche Meinung zu notwendigen Schritten eines sozialen und ökologischen Wandels schon weiter ist, als weitgehend angenommen wird. Die Diskussionsteilnehmenden waren sich einig, dass es beispielsweise ohne Verzicht und Verbote in Zukunft nicht funktionieren wird, und dass Steuern für die Umverteilung auch die Möglichkeit bieten, Sozialleistungen und ökologische Investitionen zu finanzieren. Außerdem war für die Teilnehmenden klar, dass für alle, und damit auch für Armutsbetroffene, eine echte Teilhabe ermöglicht werden muss, auch um mehr gehört und um in Entscheidungen aktiv eingebunden zu werden. Am Ende bleibt ein klarer Konsens der Diskussion: jetzt muss die Politik handeln.
In einem gemeinsamen Hintergrund- und Empfehlungspapier haben ÖKOBÜRO und Die Armutskonferenz 10 konkrete Lösungen für einen sozial und ökologisch gerechten Energie- und Ressourcenverbrauch formuliert. Das Papier wurde bereits an Leonore Gewessler und die sozial- und umweltpolitischen Sprecher:innen aller Parlamentsklubs übergeben. Mehr Eindrücke hier.