Zu Beginn der Veranstaltung stellte Thomas Kienberger, Leiter des Lehrstuhls Energieverbundtechnik an der Montanuniversität Leoben die Studienergebnisse des Projekts „Infra Trans“ vor. Die Studie wurde vom Klima- und Energiefonds in Auftrag gegeben und unter der Leitung der TU Graz gemeinsam mit der Montanuniversität Leoben und dem Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) durchgeführt. Zentraler Bestandteil der Studie war es, Modellierungen des Aus- bzw. Umbaus der Energieinfrastruktur anhand verschiedener Szenarien zu erstellen. Die Ergebnisse flossen in den Österreichischen Netzinfrastrukturplan (ÖNIP) ein, etwa zum Aus- und Umbau der 220 und 380kv Strom-Übertragungsnetze 2030:
Als zweiten Impuls gab Judith Neyer, Abteilungsleiterin für Strategische Energiepolitik im BMK, einen Überblick sowie ein Update zum Stand des ÖNIP. Die Begutachtungsphase sei abgeschlossen, derzeit werden die eingegangenen Stellungnahmen gesichtet und nach Möglichkeit eingearbeitet. Der finale ÖNIP soll im Jänner 2024 vorliegen.
Lisa Weinberger von ÖKOBÜRO stellte zwei qualitative Studien zum Nutzen und den Erfolgsfaktoren von Umweltverfahren vor und zeigte den Bedarf für einen naturverträglichen Infrastrukturausbau auf. Nicht der Naturschutz, sondern der Mangel am politischen Willen, einer kohärenten Energieraumplanung und ausreichenden Behördenressourcen seien wesentliche Hindernisse, warum der Ausbau bis jetzt zu langsam ging. Mit dem ÖNIP sei aber ein wichtiger erster Schritt gesetzt.
Interaktiver Dialog in Kleingruppen
Im Rahmen des interaktiven Dialogs wurden in Kleingruppen zunächst Herausforderungen, und im Anschluss Lösungsansätze diskutiert. Im Fokus stand der Austausch in heterogenen Kleingruppen mit jeweils Vertreter:innen aus Unternehmen, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wissenschaft.
Dabei bestand Einigkeit, dass fehlende politische Unterstützung und klare Rahmenbedingungen wie etwa Übergangsbedingungen bei Biomethan und Wasserstoff, aber auch ein Ausblick des ÖNIP Richtung 2050, eine wesentliche Herausforderung für den Infrastrukturausbau darstellen. Auch das Problembewusstsein für die Komplexität des Netzausbaus und die Akzeptanz für den Bedarf sei zwar steigend, aber ausbaufähig. Auch die Finanzierung zum Netzum- und ausbau ist derzeit noch unklar. Eine zu lange Umsetzungsdauer des Infrastrukturbaus wurde als weitere Herausforderung identifiziert. Hier wurden etwa mangelnde Behördenressourcen und fehlende Biodiversitätsdaten ins Treffen geführt. Nicht zuletzt fehle auch ein gemeinsames Gesamtbild aller Akteur:innen, die gemeinsam an einem Strang ziehen.
Hinsichtlich der diskutierten Lösungsansätze wurden die Vorschläge von ÖKOBÜRO im „Leitfaden für eine gute Praxis“ als wichtige Aspekte für einen raschen, naturverträglichen Infrastrukturausbau anerkannt. Darüber hinaus sind folgende Schlüsselaspekte wesentlich:
- Klare politische Rahmenbedingungen wie ein Klimaschutzgesetz
- Intensive Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit, um die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Netzaus- und Umbau sicherzustellen
- Einheitliche, vergleichbare Datengrundlagen schaffen, über alle Netze und Netzbetreiber (Austauschbarkeit, Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit aktuell nicht gegeben)
- Kosten von Nicht-Handeln bei Finanzierungsfragen einbeziehen
- Mehr Flexibilität hinsichtlich der Energieerzeugung und -speicherung schaffen