Trockenheit als Herausforderung
Die Veranstaltung wurde von Mag.a Lisa Weinberger, LL.M., stv. Geschäftsführerin von ÖKOBÜRO - Allianz der Umweltbewegung, eröffnet. In der Eröffnungsrede sprach sie über die durch die Klimakrise verursachten Herausforderungen im Zusammenhang mit Wasser; insbesondere über Trockenperioden auf der einen sowie Extremniederschläge und Unwetterereignisse auf der anderen Seite.
Bereits beim Check-in bzw. im Rahmen der anschließenden Vorstellungsrunde nannten die Teilnehmer:innen verschiedene Motive für ihre Teilnahme. Aufgrund der regen Teilnahme aus dem Osten Österreichs wurde insbesondere die Trockenheit in verschiedenen Gebieten Niederösterreichs sowie der Schutz der Biodiversität und der Gewässerökologie genannt.
Nina Thüllen führte durch die Veranstaltung.
Problematik Wasser in der Klimakrise
Assoz.-Prof. Dr. Norbert Kreuzinger, Arbeitsgruppenleiter des Forschungsbereichs Wassergüte der Technischen Universität Wien, schilderte die Situation des Wasserhaushalts in Österreich. Insbesondere regional gebe es Unterschiede im Wasseraufkommen, sodass gleichzeitig einige Teile Österreichs von Trockenheit, andere wiederum von extremen Niederschlägen betroffen seien. Dies führe letztendlich zu Herausforderungen im Umgang mit Wasser.
Der öffentliche Diskurs drehe sich hauptsächlich um die Probleme mit Trockenheit und Hochwasser. Diskurse auf fachlicher Ebene zu Zusammenhängen zwischen Gewässerabfluss und Biodiversität, den Konsequenzen der zeitlichen Verschiebung der Niederschläge sowie Nutzungskonflikten fehlten jedoch weitgehend. Eine weitere Herausforderung sei die Wassergüte von Gewässern – hier seien vor allem schwankende Gewässertemperaturen, das zunehmende Vorkommen von immer mehr unterschiedlichen Chemikalien in den Gewässern sowie Stoffeinträge infolge von Starkregenereignissen problematisch.
Laut Kreuzinger sei der jetzige Rechtsrahmen geeignet, um Maßnahmen zur Anpassung an die Klimakrise im Wassermanagement zu setzen. Leider sei die Umsetzung auf Gemeinden-/ bzw. Bezirksverwaltungsebene aber oft unzureichend, da es unter anderem an Fachwissen mangele.
Wasserrecht und Klimawandelanpassung
Mag.a Charlotte Vogl, Leiterin der Abteilung für Wasserlegistik und Wasserökonomie im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, erläuterte eingangs die Rolle des Wasserrechtsgesetzes (WRG) im Umgang mit der Klimakrise und die Anpassung an diese. Es ließen sich grob zwei Handlungsseiten unterscheiden: zum einen würde die Verfügbarkeit von Wasser in Menge und Qualität überwacht und Wetterprognosen berücksichtigt. Zum anderen würde die Verteilung der Ressource und der Schutz von Betroffenen geregelt.
Vogl nannte zudem Ressourcenbewirtschaftungsgrundsätze, die wie folgt priorisiert werden sollten:
1. Wasser sparen (nach dem Stand der Technik, in Kreislaufsystemen),
2. Funktionsfähigkeit der Gewässersysteme erhalten,
3. Vorsorgen und Verfügbarkeit von Wasser erhöhen,
4. Gemeinsame Nutzung, sowie eine priorisierte Aufteilung bei Ressourcenknappheit.
Ausgehend von diesen Grundlagen sah Vogl folgende positive Entwicklungen sowie Defizite der Umsetzung des WRG: Das Erfordernis des sparsamen Umgangs mit Wasser sei umgesetzt (§ 13 WRG). Auch die Trinkwasserversorgung sei durch die Bestimmungen des WRG gesichert. Besonders hob Vogl die Potenziale von Regionalprogrammen hervor. Österreich sei jedoch säumig bei der Sanierung der Wasserkörper zur Herstellung des guten (ökologischen) Zustandes, die für die Einhaltung der Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) erforderlich sind. Als weiteres Defizit nannte sie, dass der tatsächliche Verbrauch bzw. die tatsächliche Wasserentnahme schwer zu messen sei.
Harvesting und Ausarbeitung von Fragestellungen
Als dringliche Themen wurden Extremwetterereignisse, verschwindende Oberflächengewässer und Wasserrückhalt in Fläche, Nutzungskonflikte mit Landwirtschaft und Industrie sowie Biodiversität und Gewässerschutz identifiziert. Diese wurden von den Teilnehmenden in Kleingruppen bearbeitet.
Präsentation und Diskussion der Ergebnisse
Gruppe Extremwetterereignisse
Große Probleme stellen zunehmende Sach- und Personenschäden dar. Potenziale gibt es in Maßnahmen wie Begrünung, Beschattung und Entsiegelung. Auch die Raumplanung muss an Extremwetterereignisse angepasst werden. Gefordert wurden Renaturierung (der Gewässerverläufe; mehr Mischwälder statt Monokulturen) und die Vernetzung von Renaturierungsmaßnahmen und Hochwasserschutz auch in der öffentlichen Kommunikation. Zudem forderten die Teilnehmenden eine Anpassung von Versicherungssystemen und den Stopp der Gletscherverbauung.
Gruppe Verschwindende Oberflächengewässer & Wasserrückhalt in Fläche
Als Probleme wurden der zu rasche Abfluss von Niederschlägen und der fehlende Wasserrückhalt in der Fläche identifiziert. (Der Erhalt von) Drainagen, schlechte Gewässerpflege, sowie fehlende Flächen für gewässerökologische Maßnahmen stellen weitere Probleme dar. Potenziale gebe es bei der Kontrolle von Grundwasserentnahmen sowie beim Verbot von Bebauung in tief gelegenen Flächen. Zudem brauche es eine Vernetzung insbesondere mit Landwirt:innen. Gefordert wurde die Ausweisung von Flächen für Gewässer in der Raumordnung, regionale Sanierungsprogramme und die Sicherung der Finanzierung von gewässerökologischen Maßnahmen.
Gruppe Nutzungskonflikte mit Landwirtschaft und Industrie
Probleme stellen die dünne Datenlage (insbesondere zur Grundwasserentnahme aus privaten Brunnen), die als ungünstig wahrgenommene Kompetenzverteilung, sowie „Altlasten“ aus vergangenen Jahrzenten (d.h. bestehende Maßnahmen wie Drainagen, Begradigungen, die keine Rücksicht auf den Gewässerschutz nahmen) dar. Potenziale liegen in der ganzheitlichen Renaturierung, in der Herstellung von Kostenwahrheit bei Entnahmen aus dem Grundwasser sowie einer Gesamtsystemnutzung. Die Teilnehmenden forderten die Dekarbonisierung der Industrie sowie umfassende Flächenentsiegelung. Zudem wurde eine Änderung der Zuständigkeiten auf dem Gebiet des Wasserrechts diskutiert.
Gruppe Biodiversität & Gewässerschutz
Problematisch seien die mangelnde Kontrolle bei Entnahmen sowie lange bzw. unbegrenzte Bewilligungszeiträume. Diese müssten überarbeitet werden. Potenziale sehen die Teilnehmenden in der Bodenentsiegelung, einer wirksamen Bodenstrategie, sowie in der Änderung der Flächenwidmungskompetenzen. Die Teilnehmenden forderten Renaturierungen und eine Bereitstellung von Flächen, die Einhaltung von Restwassermengen und eine verbesserte Durchgängigkeit von Flüssen und Bächen, etwa freifließende Wasserläufe für mindestens 10km.
Kontakt:
Veronika Marhold, LL.M. (WU)
ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltbewegung
Mehr Informationen über das DACE Projekt finden Sie hier: Discussions and Actions on Climate and Environment