SDG-Umsetzung muss Chefsache werden – Strategie gemeinsam mit Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft entwickeln
Wien (OTS) - „Österreich 2030? Die SDGs als Zukunftschance“ lockte gestern Donnerstag rund 200 Teilnehmende aus Universitäten, Unternehmen, Ministerien, Interessenvertretungen und Zivilgesellschaft zur gleichnamigen Diskussionsveranstaltung „Die SDG-Umsetzung ist die Zukunftschance für Österreich. Unsere Unternehmen exportieren seit langem Hochtechnologieprodukte und Know How zur Sicherung der Trinkwasser- und Luftqualität, aus dem Bereich Abfallwirtschaft und vielem mehr, weil Österreichs Umweltstandards schon vor den meisten anderen Ländern sehr gutes Niveau erreicht haben“, betonte Gastgeber Thomas Alge, Geschäftsführer von ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltbewegung und Mitbegründer der SDG Watch Austria, bereits in seinen Eröffnungsworten. Die SDGs eröffnen nun zahlreiche ähnliche Chancen, widmen sie sich doch den großen globalen Herausforderungen wie der Klimaerhitzung oder der zunehmenden Ressourcenknappheit. Um diese Chancen zu nutzen, müsse die Politik jedoch den richtigen Rahmen setzen. Österreich könnte sich dabei die Strukturen europäischer Nachbarstaaten zum Vorbild nehmen. In Deutschland führt Kanzlerin Merkel selbst den SDG-Umsetzungsprozess, Staatssekretäre aus allen Ministerien unterstützen sie dabei und ein Sachverständigenrat aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft berät und beobachtet die Fortschritte. „Es ist auch für Österreich wesentlich, dass die Umsetzung der SDGs auch in Österreich zur Chefsache wird, und dass Strategien und Strukturen zu deren Umsetzung entwickelt werden“, so Alge.
Der Generalsekretär des Ministeriums für Nachhaltigkeit Josef Plank betrachtet die SDGs ebenfalls als Zukunftschance: „Wir kommen nicht weiter, wenn wir sagen, wir müssen irgendwas tun, weil wir irgendwelche Ziele unterschrieben haben. Wir müssen zeigen, dass diese Herausforderungen auf einem verträglichen und nachhaltigen Weg nach vorne nicht als Bedrohung oder Pflichterfüllung gesehen wird, sondern als Chance für alle!“ Ermutigt wurde er dabei von Fred Luks, Leiter des Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien. Österreich habe eine sehr engagierte Zivilgesellschaft und es gebe ausgezeichnete Hochschulen, die zu den Nachhaltigkeitszielen forschen. „Die Regierung braucht nur die Hand auszustrecken und hat gleich die richtigen Partner.“ Monika Langthaler, Geschäftsführerin der Unternehmungsberatung brainbows, bestätigte, dass moderne Unternehmen die Chancen der SDGs erkennen würden, weil solche Prozesse immer einen enormen Innovationsschub brächten.
Werner Kerschbaum, Generalsekretär des Roten Kreuz, bezeichnete es als komplett unverständlich, weshalb in den beinahe drei Jahren seit Beschluss der SDGs die österreichische Zivilgesellschaft noch nicht zu einem Dialog eingeladen worden ist. Das Rote Kreuz „sehnt sich“ nach so einer Einladung durch Bundeskanzler Kurz, der seinerseits bereits im September bestätigt hat, dass es für die SDG-Umsetzung die aktive Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft benötige.
ÖVP-Umweltsprecher Johann Schmuckenschlager und Petra Bayr, SPÖ-Sprecherin für globale Entwicklung, waren sich einig, dass das Parlament eine aktive Rolle bei der SDG-Umsetzung spielen solle, die Führung müsse aber die Regierung übernehmen.